"Blutmond" löst Massenansturm aus

Text: Dr. Gerhart Raichle
 


Der Platz vor der Sternwarte bei Einbruch der Dämmerung. Foto: Heinz Erhard


Die Mondfinsternis am 27.Juli 2018 hat ungeahnte Menschenmengen auf den Erbisberg gelockt. Mehr als 200 Interessierte strömten zwischen Dämmerung und Mitternacht zur Sternwarte, wo der Astronomieverein zahlreiche Beobachtungsmöglichkeiten und vor allem fachkundige Erläuterungen anbot. Allein neun Fernrohre - inklusive dasjenige in der Sternwarte - waren auf den Himmel gerichtet; die Bilder von einem von ihnen wurden per Beamer auf die Wand der Sternwarte projiziert. Anhand von Modellen wurde die einschlägige Himmelsmechanik erklärt.


Am Modell wird gezeigt: Sonne, Erde und Mond liegen bei der Finsternis auf einer Geraden.
Foto: Heinz Erhard

Dabei wurden die Besucher zunächst gewaltig auf die Folter gespannt: Genau da wo im Südosten der verfinsterte Mond aufgehen sollte, hatten sich Wolken davorgeschoben. Das tat der guten Stimmung indessen keinerlei Abbruch, denn zur selben Zeit spielte sich eine Planetenparade ab, wie sie ebenfalls nicht alle Tage zu sehen ist. Venus, Jupiter und Saturn zeigten sich in den Fernrohren, und vor der Sternwarte bildeten sich lange und geduldige Warteschlangen. Als schließlich der Mars auch noch sichtbar wurde, deutete der das Ende des langen Wartens an, denn er stand - auch das eine seltene Konstellation - in unmittelbarer Nähe des immer noch umwölkten Blutmondes.


Geduldig warten die Besucher auf Einlass in der Sternwarte. Foto: Heinz Erhard

Das Warten wurde belohnt. Der Mond wurde genau in dem Moment sichtbar, als er begann, aus dem Erdschatten herauszutreten und eine schmale, helle Sichel zu zeigen, die einem ganz jungen Mond glich, aber dabei "völlig verquer", wie es der unverfinsterte Mond niemals tut, am Himmel hing. Nach und nach wurde daraus ein Halbmond, und kurz nach Mitternacht war wieder der ganze Vollmond zu sehen.


Endlich zeigt sich der Mond. Foto: Heinz Erhard

Die Besucher zeigten sich vom Gesehenen und Erlebten durchweg sehr beeindruckt. Der Astronomieverein fühlt sich durch das enorme Interesse ermutigt, im August 2018, wenn die Meteorschauer der Perseiden erwartet werden, wieder auf den Erbisberg einzuladen.